Die Eylardus-Schule in Gildehaus ist ein Ort, an dem Kinder und Jugendliche individuell gefördertwerden, die in ihrem kurzen Leben bereits mit außergewöhnlichen Belastungen zu kämpfen hattenoder an Störungsbildern und Erkrankungen leiden. Daher ist es dem neuen Leiter der Förderschule,Volker Pricker, ein besonderes Anliegen, mit alternativen pädagogischen Konzepten auf diesebesondere Schülerschaft zu reagieren: „Schule darf kein starres System sein, sondern ein lebendigerOrt, der sich mit den Menschen weiterentwickelt, die ihn gestalten.“ In seiner Position als Konrektorlöste Pricker den ehemaligen Schulleiter Ralf Brinkmann, der auf eigenen Wunsch ausgeschiedenist, zum 1. August zunächst kommissarisch ab. Seit dem 1. Oktober ist er nun offiziell Leiter derEylardus-Schule.
Dabei war anfangs für den gebürtigen Lingener nicht einmal klar, ob er in den Schuldienst eintretenwird: Sein Studium an der Leibniz Universität Hannover hat der 46-Jährige nicht nur in denUnterrichtsfächern Metalltechnik und Sport für das Berufsschullehramt abgeschlossen, sondernauch als Maschinenbauingenieur. Zudem schloss er Ausbildungen als Technischer Zeichner und inder Flugzeugabfertigung ab. Nach seinem Diplom bewarb er sich daher sowohl für den Schuldienst als auch im Bereich des Ingenieurwesens. Schließlich entschied er sich für eine Anstellung als Lehreran der Eylardus-Schule, wo er bereits seit Januar 2010 tätig ist. Neben einem Aufbaustudium in derPädagogik und Didaktik bei Beeinträchtigungen in der emotionalen und sozialen Entwicklung hatder gelernte Berufsschullehrer mehrere Fort- und Weiterbildungen rund um die Themen einerFörderschule absolviert.
Neue Wege in der Bildung
Als Lehrer von Schülern mit speziellem Förderbedarf nimmt der verheiratete Vater eines Sohnesneben seinem Bildungsauftrag auch viele Erziehungsaufgaben wahr. So kommt es schon mal vor,dass er Schulverweigerer persönlich von Zuhause abholt oder auf dem Weg ins Lehrerzimmer nochschnell eine Fahrradlampe repariert. „Jeder Tag ist anders, und jedes Kind bringt seine eigeneGeschichte mit“, weiß Pricker, und kennt sich auch mit den unterschiedlichen Bedürfnissen bestensaus. Von klassischem Frontalunterricht hält er deshalb nicht besonders viel: „Wir merken, es musssich etwas verändern.“ Er sieht Lehrkräfte eher als Lerncoaches, die den Kindern Freiräume gebenund sie dabei unterstützen, in ihrem eigenen Tempo zu lernen. „Unsere Kinder und Jugendlichenhaben heute ganz andere Bedürfnisse – sie sind jünger, ihre Lebenswelten komplexer, und genaudarauf wollen wir mit einer neuen, zeitgemäßen Konzeption reagieren“, ergänzt der Schulleiter. Mitden BuS-Klassen, die Betrieb und Schule vereinen sollen, bietet die Eylardus-Schule bereits seit2023 kognitiv schwachen Schülern der Klassen 8 und 9 eine alternative Beschulung an: An dreiTagen pro Woche arbeiten diese Schüler in einem Betrieb, die restlichen Tage verbringen sie in derSchule. So können sie aus ihrem praktischen Können einen Wert schöpfen.
Wert legt der Schulleiter auch auf eine gute Verbindung zu den Eltern: „Insbesondere bei denTotalverweigerern ist es wichtig, die Eltern ins Boot zu holen“, erklärt er. Auch, das Kollegium immerauf dem neuesten pädagogischen Stand zu halten, sieht er als seine Aufgabe an. „Was michantreibt, ist die Freude daran, neue Herausforderungen anzunehmen und mich ständigweiterzuentwickeln“, sagt der 46-Jährige. Kraft dafür tankt er in seiner Freizeit beim Sport, durch dieZeit mit seiner Familie und seinem Hobby, handwerklichen Aufgaben am Auto oder im Gartennachzugehen.
